HATHA YOGA

Yoga Geschichte

An den Stätten der alten Indu-Kultur wurden bereits erste Siegel ausgegraben, welche Menschen in Körperhaltungen zeigen, bei denen es sich eindeutig um Yogastellungen handelt. Diese ältesten Ausgrabungen stammen aus der Hochkultur im Industal um 4000-2000 v. Christi.

Yoga ist eines der sechs orthodoxen Systeme indischer Philosophie, dessen Schwerpunkt die Praxis und Erfahrung an sich selber ist. Ursprünglich jedoch nicht die körperliche Praxis, sondern vielmehr eine innere Praxis mit Einsatz der unterschiedlichsten Methoden zur Erreichung der inneren Befreiung und Selbsterkenntnis. Wer den Pfaden des Yoga folgt, ist ein Suchender im Bestreben nach dem Erkennen der Realität, dem Sinn und Inhalt des Lebens.

Yoga System & die Frage der Religion und Mystik
Um es gleich vorweg zu nehmen. Yoga ist keine Religion sondern ein System das Körper, Geist und Seele gleichermassen berührt, schult und kultiviert und somit den Menschen in seiner Ganzheit erfasst.

Trotzdem taucht immer wieder die Frage nach dem Zusammenhang von Yoga, Religionen und Gott auf.

Ein gutes Beispiel um den etwaigen Zusammenhang zwischen Yoga, Mystik und Religionen darzustellen, ist ein Vergleich, den Willigis Jäger (Benediktiner und Zen-Meister) einmal wie folgt formulierte:

Die unterschiedlichen Religionen dieser Welt sind wie die unterschiedlichen bunten Fenster einer riesengrossen Kirche. Jedes Fenster hat eine etwas andere Form, Grösse und weist unterschiedliche Farben auf. Blickt man jedoch durch alle diese Fenster hindurch, sieht man immer in die selbe Kirche.

Die Vorgaben der theologischen Religionen erklären den Menschen, die vor dieser grossen Kirche stehen, was sie zu erwarten hätten, wenn sie durch diese Fenster blicken könnten, erlauben den tatsächlichen Blick jedoch nicht.

Die Mystik, welche es in jeder Glaubensrichtung gibt und schon immer gab, ist die eigentlich gelebte Religion. Das heisst, der Mystiker wagt sich mit einer Leidenschaft zur Wahrheit zum Fenster seiner Religion zu klettern und einen tatsächlichen Blick in das Innere der Kirche zu werfen.

Auf dieser Fomulierung aufbauend, sieht die Hatha Yoga Schule die Rolle des Yoga, der einer „Leiter“ zu einem Fenster deiner Wahl gleichzusetzen. Diese Leiter macht es dir möglich, auf sicherem und gesunden Weg bis zum Fenster  zu gelangen um einen wahrhaftigen Blick in die Kirche zu erhaschen.

Wie weit jemand die Stufen erklimmen mag, oder auch nicht, ist individuell und bleibt jedem Yogaschüler selber überlassen. Das System des Yoga ist und soll niemals einengend wirken oder gar Druck ausüben. Es soll lediglich eine Stütze auf dem Lebensweg sein, die den nächsten Tritt auf der Leiter des Lebens sichtbar macht. So soll die Entscheidung weiterzugehen oder stehenzubleiben leichter fallen.

Woher kommt der Begriff Yoga
Der Begriff Yoga stammt aus dem Sanskrit und hat mehrere Bedeutungen: Vereinigung, Verbindung oder Anbindung. Dies deutet darauf hin, dass es grundsätzlich darum geht, zurück zur Quelle unseres Seins zu finden. Der Weg führt über den Körper zum Selbst. Diese Idee, den Körper in die Selbsterkenntnis miteinzubeziehen, ist auch in unserer Kultur bekannt: „Den Körper von innen zu spüren ist der Beginn der Verbundenheit mit dem Sein“ (Eckart Tolle, deutscher Mystiker).

Es gab und gibt unzählige Meister und Meisterinnen auf dem weiten Gebiet des Yoga. Einen sehr wichtigen Wegweisenden, der die Entwicklung des Frühen Yoga stark beeinflusste, war Patanjali. Über Patanjali weiss man nicht viel mehr, als dass er zwischen dem 2 Jh.  v. Christi und dem 4. Jh. n. Christi gelebt hat. Seine Schrift, das Yoga Sutra, gilt heute noch als das Standardwerk des klassischen Yoga. Eine weitere Bezeichnung für diese Yogatradition lautet Ashtanga Yoga – das achtgliedrige Yoga (astha =8, anga = Glied).

Patanjali teilte den Weg des Yoga in acht Glieder:

  • Yama: Ethik und Moral. Das Verhalten gegenüber anderen (aussen). Das Nicht-Anwenden von Gewalt. 
  • Niyama: Der Umgang mit sich selbst (innen). Verantwortung für den eigenen Körper (z.B. Reinigung).
  • Asana: Körperhaltung und Disziplin. Vorbereitung des Körpers für feinstoffliche Energien.
  • Pranayama: Atemkontrolle. Die Atemaufmerksamkeit als Brücke von der äusseren- zur inneren Wirklichkeit.
  • Pratyahara: Das Sich-nach-innen-ausrichten. Kann auch als Lehre des Fastens und des freiwilligen, bewussten Verzichts betrachtet werden.
  • Dharana: Konzentration. Fixierung des Geistes auf einen Gegenstand über einen längeren Zeitraum.
  • Dhyana: Meditation. Vollkommenes Gewahr sein.
  • Samadhi: Selbstverwirklichung, Verschmelzung.

Jedes dieser acht Glieder soll mit Liebe und Sorgfalt geschmiedet werden, denn eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

Das eigentliche Ziel
Das eigentliche Ziel ist die Stilllegung der Bewegung des Geistes. „Yoga citta vrtti nirodah“ – Patanjali. Die Selbstverwirklichung oder auch Erleuchtung genannt.

„Dies ist der natürliche Zustand von empfundener Einheit mit dem Sein“  (Eckart Tolle).

Yoga für die Gesundheit
Yoga zu üben um die Gesundheit zu fördern, ist eine berechtigte Motivation. Es kommt auch oft vor, dass der Begriff der „Gesundheit“ von Zeit zu Zeit ausgedehnt wird und der Übende plötzlich mehr ersehnt als „nur“ einen gesunden Körper zu besitzen.

Wirkung der Asana (Körperstellungen)
„Dem Körper wohnt grosse Weisheit inne.“ (Hevajra-Tantra)

Unterschiedliche Stellungen haben unterschiedliche Wirkungen auf den Körper, die Psyche und die Seele.

  • So fördern stehende Asana unter anderem den Gleichgewichtssinn. Auf der psychischen Ebene bedeutet dies, dass wir lernen, unser Ziel zu fokussieren und uns nicht ablenken zu lassen von dem, was uns wirklich wichtig ist.
  • Stellungen, in denen wir uns zurückbeugen, verleihen der Wirbelsäule Flexibilität und Kraft. Sie öffnen  sowie erweitern den Brust- und Bauchraum. Dies fördert das Vertrauen in das Leben und in uns selbst. Es sind Stellungen, die ganz besonders auf der Beziehungsebene wirken und unser Herz im physischen wie auch im übertragenen Sinn jung erhalten.
  • Vorwärtsbeugungen dehnen und verlängern die rückseitige Muskulatur unseres Körpers, besonders diejenige der Wirbelsäule. Es sind Stellungen, die eine innere Haltung der Selbstbeobachtung fördern sowie das gesamte vegetative Nervensystem beruhigen.
  • Haltungen, in denen wir die Wirbelsäule um ihre eigene Achse drehen, erhalten den Raum zwischen  den einzelnen Wirbeln gesund und flexibel. Auf der mentalen Ebene fördern diese Übungen die geistige Flexibilität und Offenheit für das Leben und seine Veränderungen.
  • Positionen, in denen wir mehr oder weniger die Welt auf den Kopf stellen, bedeuten für den ganzen Organismus eine Entlastung. Auf der psychischen Ebene lehren uns diese Stellungen das Leben von einer ungewöhnlichen Perspektive zu betrachten, das Loslassen alter, überholter Überzeugungen, und  die Fähigkeit andere Sichtweisen anzunehmen. “Die Welt auf den Kopf zu stellen“.

Zu guter Letzt:
Auf dem Weg des Yoga sollte man immer neugierig bleiben und mit Freude üben – wie ein Kind. Man sollte aber auch geduldig und liebevoll mit sich sein, so wie eine Mutter zu ihrem Kind und den Körper pflegen, damit er gesund bleibt. Und nicht zuletzt gütig, beschützend und stärkend wie ein Vater über kleine Unzulänglichkeiten hinweg schauen – sich dabei genau so annehmen, wie man ist. Genau so.